Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie: Welche aktinischen Keratosen muss man behandeln?
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Aktinische Keratosen sind sonnengeschädigte Hautareale, die vor allem an sonnenexponierten Körperstellen zu finden sind, insbesondere an Handrücken und Unterarmen, im Gesicht und an den Ohren sowie an der Kopfhaut bei kahl werdenden Männern.(14, 15) Da die Exposition gegenüber UV-Licht für das Auftreten aktinischer Keratosen ursächlich ist, wird die Krankheit auch als Berufskrankheit anerkannt.(16)
Die Prävalenz aktinischer Keratosen hängt von der natürlichen Sonneneinstrahlung in der jeweiligen Region ab und liegt zwischen 6 % und 25 %. Die Prävalenz aktinischer Keratosen liegt in der europäischen Bevölkerung über 40 Jahren bei 6-15 % und in den USA bei 11-26 % (wobei aktinische Keratosen dort die zweithäufigste dermatologische Diagnose darstellen). Auf der Grundlage von Daten der gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland (2014) wurde die Prävalenz von AK in allen Altersgruppen auf 2,7 % berechnet und zeigte einen Anstieg mit dem Alter (11,5 % bei den 60-70-Jährigen). Männer waren häufiger betroffen als Frauen (3,9 % vs. 1,5 %).(17)
Welche aktinischen Keratosen muss man behandeln?
Aktinische Keratose
Inhärentes Risiko einer Progression zu einem invasiven SCC
Kürzlich berichtete Daten über das Risiko einer Progression zu einem invasiven Plattenepithelkarzinom (SCC) lagen zwischen 0 % und 0,53 % pro AK-Läsion und Jahr.(17-19) Aufgrund des inhärenten Risikos einer Progression zu einem invasiven SCC und des Fehlens von Prognoseinstrumenten zur Bestimmung von Läsionen mit Progressionsrisiko wird eine angemessene Behandlung der AK-Läsionen oder des betroffenen Bereichs dringend empfohlen. (18, 20)
Die jüngste deutsche S3-Leitlinie zu aktinischen Keratosen und Plattenepithelkarzinomen (17, 20-22) unterscheidet prinzipiell zwischen läsionsgerichteten Therapien und bereichsgerichteten Therapien (Feldkanzerisierung). Darüber hinaus stehen neben chirurgischen auch physikalische, chemische und immunmodulatorische Verfahren zur Verfügung.(23) Für die feldgerichtete Behandlung spricht, dass das Feld der aktinischen Keratosen sowohl sichtbare Läsionen als auch subklinische Läsionen umfasst.
Aus pathogenetischer Sicht zielen alle topischen feldgerichteten Therapieoptionen zur Behandlung der aktinischen Keratose darauf ab, die beschleunigte Zellteilung der Keratozyten abzuschwächen, ihre Umwandlung in bösartigere Tumorzellen zu verhindern oder den Zelltod bereits vorhandener Tumorzellen herbeizuführen.
Professor Dr. med. Eggert Stockfleth
Direktor Dermatologie, Venerologie und Allergologie – Universitätsklinikum Bochum